Lucyle Massu

This edition is a collection of press articles from the beginning of the trial in July 2020 until September. The format of the edition is based on the format of paper newspapers, 26x35cm. The edition has 970 pages.

Inside the edition, the name and face of the terrorist have been removed. Right-wing terrorist attacks are not a new phenomenon, in recent years the attacks are similar in many ways. Not only in terms of ideology, but also in terms of execution. The aim is to leave behind a lasting image and slogan. These in turn serve as models for the next potential terrorists and circulate as images that can be easily shared on social media. To combat this, I decided to remove the terrorist's name and face from all articles. The content of the articles may exist with other names dedicated to the terrorist, such as “the terrorist, the assailant, the murderer.” The content of the articles has not been changed.

This edition was treated in the form of experimentation. The current work is the beginning of an edition collection. The end of this work will end with the month of December, the end of the trial. Like this, with different tomes, we will be able to see the evolution and comparison of the months in the repetition or not of the identity of the terrorist.


Nils Krüger

In weiten Teilen der Stadtöffentlichkeit von Halle werden die Taten vom 09.10.2019 als schreckliche Handlung eines geistig verwirrten, sozial isolierten Einzeltäters gewertet. Auch die Ermittlungsbehörden, große Teile der Medienlandschaft und das Oberlandesgericht bewerten den Anschlag aus diesem Blickwinkel. In dieser Betrachtungsweise fehlt die Kontaxtualisierung des Anschlags als Glied einer Kette extrem gewalttätiger antisemitischer, rassistischer und antifeministischer Anschläge und Übergriffe in Deutschland und Weltweit. Durch kurze, prägnante aber nicht unterkomplexe Statements inform von Videoprojektionen sollen verschiedene Themenkomplexe wie die Erzählung vom Einzeltäter, die Polizeiarbeit und die Wichtigkeit eines so ausführlichen Gerichtsverfahrens mit starker Nebenklage beleuchtet werden. Dabei sollen die Betrachtenden dazu angeregt werden, ihre bisherigen Glaubenssätze in Bezug auf den 09.10.2019 zu hinterfragen. Zum zweiten Jahrestag des Anschlags sollen die Projektionen, die in Zusammenarbeit mit der Initiative 09. Oktober erarbeitet wurden im öffentlichen Raum in Halle gezeigt werden.


Jule Eretier & Paula Schumacher

Im letzten Herbst jährte sich der antisemitische, rassistische und antifeministische Anschlag vom 9. Oktober 2019 in Halle zum ersten Mal; im Dezember folgte das gerichtliche Urteil über den Attentäter: lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. Ist doch alles geklärt jetzt, könnte man meinen? Mitnichten! Wir, die Redaktion von D-TOX, halten eine intensivere Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Kontext der Tat für unverzichtbar, um ihre zukünftige Wiederholung zu verhindern. Wir blicken mit Wut und Enttäuschung auf die staatliche Aufarbeitung: Einzeltäter? Auf keinen Fall. Vielmehr die Spitze des Eisbergs aus latentem Antisemitismus, Rassismus und nicht zuletzt latenter Misogynie, der bis tief in die Mitte unserer Gesellschaft reicht. Diese menschenverachtenden Ideologien verbinden sich in einem zentralen Bild: dem Bild vom potenten, souveränen, autonomen, rationalen Mann. Zusätzlich zum Bezug auf dieses reaktionäre Männlichkeitsbild fallen bei Betrachtung des rechtsextremen Terrors von Halle noch weitere Charakteristika auf, die diesen mit den Taten von Hanau, Christchurch, El Paso bis hin zu Utøya verbinden: die Vernetzung und Politisierung der weißen, männlichen Täter im Internet. Höchste Zeit, einen genaueren Blick auf beide Aspekte zu werfen und eine breitere gesellschaftliche Debatte anzustoßen!

Die Artikel in unserer sechsteiligen Zine*-Reihe werfen einen Blick auf die Verknüpfungen zwischen Männlichkeit, Online-Kultur und rechter Gewalt aus einer linken, emanzipatorischen, feministischen Perspektive. Wir drucken sie in Absprache mit Autor*innen ab, deren Arbeit wir schätzen. Zusätzlich geben wir auf der Rückseite unseres Faltzines sechs Illustrator*innen bzw. Fotograf*innen den Raum für eine visuelle Auseinandersetzung mit den Themen unserer Hefte. Diese werden ab dem 13. Mai 2021 zweimonatlich erscheinen und an einschlägigen Orten in Halle und Leipzig zu finden sein. Unsere Inhalte werdet ihr sonst auch archiviert auf unserer Website d-toxzine.de finden oder folgt uns bei @dtoxzine. Wir wollen in euren WGs, Freundschaften, Beziehungen Diskussionen anstoßen und Fragen nach individueller und politischer Verantwortung aufwerfen. Denn: rechte Gewalt geht uns alle an! Und nur im kontinuierlichen Gespräch über die herrschenden Zustände können wir Wege finden, gemeinsam auf deren Veränderung hinzuarbeiten.

*Zines (von engl. Magazine) sind in kleiner Auslage gedruckte DIY-Publikationen, die sich anstatt einer kohärenten redaktionellen Linie zu folgen eher als assoziative Sammlung von Eindrücken und Ideen verstehen. Wir haben die Form des Faltzines gewählt: ein achtseitiges Heft in A5, dass sich auseinander falten lässt zu einem Plakat der Größe A2.


Ole Peters

Im Internet ist ein Kampf um unsere Kultur entstanden, der unter unserer Wahrnehmungsschwelle tobt. Auswirkungen dieses Kampfes sind bis weit in die Mitte der Gesellschaft spürbar. Die Netzkultur verändert unsere Welt und unsere Politik. In meinen Texten versuche ich einen Einstieg in die grundlegendsten Phänomene dieser verworrenen Online-Welten zu ermöglichen. Gleichzeitig habe ich mich auf die Suche nach einem visuellen Ausdruck gemacht, der nicht nur auf Netz-Ästhetiken basiert, sondern diese auch einordnet.


Janni Froese

Die Toten mahnen, Broschur, ca. 100 Seiten, 14 x 20 cm Sammlung diverser Fälle v.a. rechtsradikaler und rassistisch motivierter Gewalttaten und den Fragen des Gedenkens und der Erinnerung daran im öffentlichen Raum.


Tessa Darimont, Felix Egle & Jasmin Zehe

Von Juli bis Dezember 2020 fand der Gerichtsprozess gegen den Attentäter von Halle statt. Die 43 Nebenkläger*innen des Prozesses legten Lücken in der Ermittlung und der Befragung des Gerichts auf. Sie machten deutlich, dass dieses Attentat in einem größeren Kontext gesehen werden muss. Auch wenn das offizielle staatliche Verfahren durch die Urteilssprechung beendet ist, darf damit kein Schlussstrich gezogen werden. Es gilt die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen, welche Attentate wie in Halle möglich machen, zu bekämpfen. Die Website „HalleProzess—Nebenklage“ bietet einen Raum, der die Stimmen und Anliegen der Betroffenen exemplarisch sammelt und weiterhin zugänglich macht.

Die Website ist konzipiert für den Desktopgebrauch im Chrome Browser: trial.truth.design

English: The trial of the Halle attack took place from July to December 2020. The 43 co-plaintiffs in the trial exposed gaps in the investigation and the questioning of the court. They made it very clear that this attack must be seen in a larger context. Even though the official state proceedings have ended with the verdict, this should not be seen as a termination of the problem. The existing social structures that make attacks like the one in Halle possible must be fought. The website “HalleProzess—Nebenklage” provides a space that collects the voices and concerns of those affected in an exemplary manner and continues to make them accessible.

Visit the website best using Chrome on your Desktop: trial.truth.design


Studiengruppe Informationsdesign
WiSe 2020/21


DIE ANSCHLÄGE VON HALLE, 9. OKTOBER 2019